Erfolgreiche Unternehmer entscheiden und handeln nach universellen Prinzipien. Und genau diese wurden 2008 in einer bahnbrechenden empirischen Studie durch Professor Saras Sarasvathy mit erfolgreichen Serien-Gründern erforscht. Mit „Effectuation“ wird die Zukunft flexibel und agil gestaltet, anstatt sie genau zu planen. Gut zu brauchen in Corona-Zeiten. Doch was steckt dahinter?

Mit den Effectuation Prinzipien mehr Erfolg in unsicheren Zeiten und Märkten

Hoch-unsicheren, oft unklaren Situationen begegnen Unternehmer und Manager laufend. Zum Beispiel beim Unternehmensaufbau, bei der Produkteinführung in einen neuen und noch unerschlossenen Markt, aber auch bei einem neuen Projekt oder einer persönlichen Veränderung. Und jetzt bei Corona. Wie unterscheiden sich die Methoden dafür in der klassischen Betriebswirtschaftslehre von denen der Effectuation?

Kausale Logik und jetzt?

Die meisten von uns haben gelernt, auf der Basis kausaler Logik zu arbeiten: wir „planen die Zukunft“, indem wir uns ein Ziel stecken – idealerweise das mit dem höchstmöglichen Gewinn. Dann setzen wir die Maßnahmen zur Zielerreichung fest und analysieren, welche Mittel dafür nötig sind. Haben wir die Mittel, gehen wir auf die Strecke. Sind die Maßnahmen zu teuer oder zu aufwändig, dann geht es vielleicht erst einmal gar nicht weiter, weil wir das Ziel vermeintlich nicht mehr erreichen können. Wir planen mit langem Horizont und können weder Störungen noch die Aktivitäten des Mitbewerbs brauchen. Wir kaufen eine teure Maschine ohne voraussehen zu können, ob sie ausgelastet wird.

Innovationserfolg durch Orientierung an verfügbaren Mitteln und leistbarem Einsatz

Effectuation ist als Gegenmodell agil und gibt grundsätzlich der Mittelorientierung den Lead – die Mittel bestimmen, was möglich ist. Die Fragen dazu sind: was wissen wir, wer sind wir und wen kennen wir? Und orientiert sich darüber hinaus am leistbaren Einsatz oder Verlust. Da sich bei Innovationen oder Neuheiten Erträge nicht solide abschätzen lassen, wird eben nur das eingesetzt, was man bereit ist, zu verlieren. Die Möglichkeit des Scheiterns gehört zum Prozess. Das widerspricht nicht nur einer pfeilgeraden Zielorientierungsmentalität, sondern genauso einer Kultur von Perfektion mit wenig Akzeptanz von Fehlern.

Effectuation Prozess

Zufall und Konkurrenz neu interpretiert

Traditionell sehen wir Überraschungen im Prozessverlauf nicht wirklich gern, da sie vermeintlich unsere Zielerreichung gefährden. Unsere Mitbewerber im Markt betrachten wir als Konkurrenten und schotten uns deshalb vorsichtshalber ab.

Effectuation räumt dem Zufall in unserer ungewissen Zeit jedoch einen neuen Raum ein, macht das Beste aus Überraschungen oder nutzt Zufälle, um zu neuen Zielen und Unternehmenserfolg zu gelangen.

Die zur Verfügung stehenden Mittel werden konsequent durch Partnerschaften erweitert. Diese können durch natürliche, synergetische Kooperationen entstehen, durchaus jedoch auch durch direkte Konkurrenten.

Zusammenfassung und Fazit Effectuation in Unternehmen und bei Gründung

Die vier Prinzipien der Effectuation

1) Prinzip der Mittelorientierung („bird in hand“)

2) Prinzip des leistbaren Verlustes („affordable loss“)

3) Prinzip der Umstände und Zufälle („lemonade“)

4) Prinzip der Vereinbarungen und Partnerschaften
(„crazy quilt“)

Fazit: Der richtige Umgang mit Unsicherheit und Veränderungen sind bei hoher Unsicherheit keine langen Planungshorizonte mit definierten Wegen mehr, sondern ein iterativer Prozess mit Kooperationen, in dem der Weg im Prozess entsteht und das endgültige Ziel schrittweise erreicht wird.

Praktische Beispiele Effectuation/Case Studies

  • Das Eishotel, erfunden und gegründet durch Nils Bergqvist. Heute eine riesige Touristenattraktion mit Millionenumsätzen. In der Nähe der Antarktis! Mehr auf https://www.u-geist.at/effectuation-im-a3boom/

  • Pizzeria im Corona-Lockdown: Gastronom machte aus der Not eine Tugend, als die Bevölkerung sich mit Tiefkühlpizzen eindeckte und belieferte so zunächst seine Stammkundschaft und heute sogar an eine Supermarktkette.
    Vom Kurhaus Dangast bis zum „Watt en Schlick“-Festival. https://gruenderplattform.de/unternehmen-gruenden/effectuation

Interesse an der praktischen Umsetzung von Effectuation bei euch im Betrieb oder bei Deiner Gründung? Dann melde Dich bei uns.

Literatur und Quellen:
Effectuation – Definition in Gablers Wirtschaftslexikon. https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/effectuation-52245
Saras Sarasvathy: How Great Entrepreneurs Think and Act Differently https://www.youtube.com/watch?v=q3rdTYXO4kc
Effectuation – Unternehmergeist denkt anders. Marcus Ambrosch, echo media Verlag
Das MacGyver-Prinzip: Nutzen was zur Hand ist. https://www.u-geist.at/das-macgyver-prinzip-nutzen-was-zur-hand-ist/
Effectuation Forschung und Praxis. https://www.effectuation.at/project/sarassarasvathy/
Dr. Annette Jagla – Gestaltung statt Prognose. https://www.kulturmanagement-portal.de/media/02818d033e0d8e74995aed9e16e1bb8970060360/mttqx4/pdf_5ccffaeb14182.pdf

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